PRESSEMITTEILUNG
Der Befund ist alarmierend, den die Friedrich-Ebert-Stiftung in ihrer aktuellen Studie über rechtsextremistische Einstellungen meldet. Autoritäre Einstellungen erreichen höchste Zustimmungswerte bis weit in die Mitte der Gesellschaft. Islamfeindlichkeit hat Konjunktur. Mehr als die Hälfte aller Deutschen möchte die Religionsausübung für Muslime erheblich einschränken. In den neuen Ländern sind es mit 75,7 Prozent drei Viertel der Bevölkerung zwischen 14 und 90 Jahren. Hohe Zustimmungswerte erfahren fremdenfeindliche, antisemitische und menschenfeindliche Aussagen. Seit 2002 ist dies die vierte Studie, die eine Stimmung wiedergibt, die vermuten lässt, dass Toleranz und Weltoffenheit dabei sind, aus Deutschland auszuwandern.
Die Umfrage, die Grundlage der Studie bildet, war bis April 2010 im Feld. Das heißt, dass die in den vergangenen Wochen von Thilo Sarrazin angeheizte, dazu noch medial aufgeheizte Debatte das Zahlengerüst der Studie noch erheblich nach oben treiben dürfte. Jetzt spätestens sollte verbal abgerüstet werden. Völlig unerfindlich, dass die Vertreter der deutschen Wirtschaft im öffentlichen Diskurs keinerlei Rolle spielen. Sie hätten wenigstens auf den Zusammenhang verweisen können, der ihnen doch bei jeder Lohnrunde einfällt, dass die Art der Debatte und die biologistische und rassistische Deutung tatsächlich Arbeitsplätze gefährden könnte. Der Exportvizeweltmeister Deutschland, der die internationalen Märkte braucht wie die Luft zum Atmen, ist durch diesen Trend hin zu autoritären und rechtsextremistischen Haltungen in großen Teilen der Gesellschaft dabei, seine internationale Reputation zu verspielen. Dies wird auf mittlere Sicht auch ökonomisch spürbar werden.
Die Initiativen gegen Rechtsextremismus sollten sich jetzt rasch auf eine gemeinsame Strategie verständigen und Politik und Wirtschaft veranlassen, die materiellen Mittel im Kampf gegen Rechtsextremismus aufzustocken. Erneut fordert die Initiative Gesicht Zeigen! einen nationalen Aktionsplan, der Bund und Länder gemeinsam in die Pflicht nimmt.
In der vorliegenden Studie ist zudem abzulesen, dass rechtsextremistische Einstellungen auch mit Bildungsferne einhergehen. Neben politischer Bildung für Jugendliche und Erwachsene bedarf es auch bei Bildung und Ausbildung einer großen Anstrengung. Dies auch in einer finanziellen Dimension, die Deutschland im Vergleich zu den meisten anderen vor uns liegenden europäischen Nachbarn endlich von einem hinteren auf einen vorderen Platz bringen würde.
Pressekontakt:
Gesicht Zeigen! Für ein weltoffenes Deutschland e.V.
Rebecca Weis
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