Antisemitismus ist ein gesamtgesellschaftliches Problem

Antisemitismus nicht mit Rassismus begegnen
Auf einem Baum klebt ein Sticker FCKNZS. Auf dem Bild steht: „Wir dürfen nicht erneut in die Falle tappen, Antisemitismus weg zu delegieren als ein Problem der Einwanderung aus muslimischen Ländern. Antisemitismus ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, das alle gesellschaftlichen Kräfte gemeinsam bekämpfen müssen“, so Geschäftsführerin Sophia Oppermann von Gesicht Zeigen!.

In der teils schrillen Debatte um Antisemitismus in Deutschland seit dem 7. Oktober kann man den Eindruck gewinnen, die Lösung sei sehr einfach: Problem Abschieben. Nicht nur die AfD, sondern auch Politiker*innen der demokratischen Parteien suggerieren, dass hauptsächlich Einwanderer aus muslimischen Ländern gefährlichen Antisemitismus verbreiten. Also raus mit ihnen, und wir haben das Problem gelöst? Das ist nicht nur rassistisch, sondern zudem bösartig dumm gedacht, denn es ignoriert die Gefahr von rechts, von links und aus der behaglichen Mitte der Gesellschaft.

Antisemitismus darf nicht mit Rassissmus, Abschottung und Abschiebungen begegnet werden

„Wir dürfen nicht erneut in die Falle tappen, Antisemitismus weg zu delegieren als ein Problem der Einwanderung aus muslimischen Ländern. Antisemitismus ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, das alle gesellschaftlichen Kräfte gemeinsam bekämpfen müssen“, so unsere Geschäftsführerin Sophia Oppermann.

Antisemitismus darf nicht mit Rassismus, Abschottung und Abschiebungen begegnet werden, sondern muss mit rechtsstaatlichen Mitteln, mit Aufklärung, politischer Bildung und konsequenter Präventionsarbeit gegen diese menschenfeindliche Verschwörungsideologie erfolgen – für alle Zielgruppen. Juden und Jüdinnen werden ja nicht nur von Islamisten zum Feind erklärt. Nicht vergessen: Die Hamas hat nicht 2019 den Anschlag auf die Synagoge in Halle verübt, das war ein Rechtextremist mit dem Vornamen Stephan.

Gewalt gegen Jüdinnen und Juden in Deutschland haben nicht erst seit dem 7. Oktober stark zugenommen. Bereits von Juli bis September verzeichnete die Polizei 462 antisemitische Straftaten durch mutmaßlich extrem rechte Täter. Im Vorjahreszeitraum waren es weniger als die Hälfte.

Seit dem 7. Oktober hat sich die Situation für Juden und Jüdinnen dramatisch verschärft, die Zahl der antisemitischen Taten ist weiter stark gestiegen. Islamisten sind höchst gefährlich. Das rechtfertigt aber keinen Generalverdacht gegen Muslim*innen. Was der plumpe Rassismus bewirkt, sehen wir täglich: Auch die Zahlen der antimuslimischen Vorfälle und Straftaten steigen drastisch an.

Wir müssen uns auf das Menschliche konzentrieren

Was daraus für uns folgt? Wir müssen uns wieder auf das Menschliche konzentrieren. Wir müssen unsere Werte und demokratischen Errungenschaften highlighten und schützen, denn die Würde des Menschen ist unantastbar, so steht es in unserem Grundgesetz an erster Stelle. Antisemitismus, egal, wer ihn verübt, bedeutet eine Entmenschlichung des Gegenübers. Dem stellen wir uns entgegen – alle zusammen, so unsere Hoffnung.