Wir trauern um unseren Schirmherrn Johannes Rau

Zum Tode von Johannes Rau ein Nachruf von Uwe-Karsten Heye, 1. Vorsitzender von Gesicht Zeigen:

Johannes Rau ist tot. Eine Nachricht, die nicht nur die deutsche Sozialdemokratie erschüttern wird. Politik war in seinem Leben Lust und Leidenschaft und doch nicht alles. Sein Kompass war auch geeicht durch die Nähe zum Protestantismus, Mitglied der Synode der evangelischen Kirchen und schon als Gymnasiast, am 16. Januar 1931 geboren, engagiert er sich in der Bekennenden Kirche und in Bibelkreisen.
Diese Nähe und seine lutherische Standfestigkeit war immer Teil des Menschen Rau, der in der Politik ein seltenes Exemplar blieb. Ihm traute man eben nichts Schlechtes zu, seine religiöse Überzeugung, die ihm ganz selbstverständlich anhaftete, hatte nichts Aufgesetztes. Willy Brandt, der ihn sehr schätzte, nannte ihn liebevoll „Bruder Johannes“, den Menschenfischer. Damit spielte er an auf die begnadete Gabe von Johannes Rau, Menschen zu begeistern und zum Zuhören zu bringen. (…)

Er war ein politischer Langstreckenläufer und sein Durchhaltevermögen gerade in schwierigen Situationen war beachtlich. Als Kanzlerkandidat für die SPD und später als Bundespräsident folgte er seiner Lebensdevise, „Versöhnen statt spalten“.
Und wie nicht anders zu erwarten, hat er als Bundespräsident nach einer zögerlichen Anlaufphase alle überzeugt. Seine warmherzige, auf Ausgleich gerichtete Persönlichkeit, sein unendlicher Humor und sein unerschöpflicher Anekdotenschatz machten fast jede Rede, von denen er unzählige aus dem Stegreif hielt, zu einem großen Vergnügen. (…) Sein Rat, seine unaufgeregte Fähigkeit, in schwierigen Situationen auszugleichen und der Diskussion fruchtbare Richtung zu geben, wird uns fehlen.