Der Gesicht Zeigen!-Reality-Check

 

Fakten statt Vorurteile

Das ist das Motto unseres Reality-Checks. Denn Rechtspopulist*innen verbreiten Erzählungen, um Stimmung gegen bestimmte Menschengruppen zu machen. Und manche Medien verharmlosen mit ihren Berichten Probleme. Wir haben für Sie in unserem Reality-Check recherchiert, Narrative widerlegt, Codes entschlüsselt und rechtsextreme Taktiken aufgedeckt. Ihnen fehlt ein Thema? Schreiben Sie uns an kommunikation@gesichtzeigen.de

Femizide sind keine „Familientragödie“!

Auf dem Bild sind mehrere rote Schuhe auf einer Wiese zu sehen. Rote Schuhe sind ein internationales Symbol für Femizide

Rote Schuhe sind ein internationales Symbol für Femizide

Haben Sie schonmal in den Nachrichten von „Familiendrama“ oder „Familientragödie“ gelesen?
In den Texten geht es oft darum, dass ein (Ex-)Partner seine Frau umgebracht hat. Den Mord an einer Frau als „Familientragödie“ oder „Eifersuchtsdrama“ einzuordnen, verharmlost Gewalt gegen Frauen und macht aus den schrecklichen Taten schicksalhafte Einzelfälle. Wenn eine Frau getötet wird, weil sie eine Frau ist, muss man von Femizid sprechen.

Als Femizid wird die Tötung einer Frau aufgrund ihres Geschlechts bezeichnet, also, weil sie eine Frau ist. Diese Tötungen sind durch hierarchische Geschlechterverhältnisse motiviert. Oft sind die Täter (Ex)-Partner, die durchs Patriarchat geprägt irrsinnigerweise denken, dass die Frau oder das Mädchen ihr Besitz ist. Der Begriff Femizid betont die strukturelle Dimension der Gewalt. Allerdings gibt es keine einheitliche Definition.

Polizeistatistik

Insgesamt wurden im Jahr 2023 in Deutschland 360 Mädchen und Frauen getötet. Das bedeutet: Beinahe jeden Tag beging ein Mann einen Femizid in Deutschland. Insgesamt wurden 2023 938 Mädchen und Frauen Opfer von versuchten oder vollendeten Tötungsdelikten. 80 Prozent dieser Taten sind laut Polizei durch „partnerschaftliche Konflikte” motiviert.

Gewalt gegen Frauen wird tabuisiert

Vielleicht überrascht die hohe Anzahl der Femizide, aber woran liegt das? Hier spielen die Medien eine entscheidende Rolle. Sie legen durch ihre Berichterstattung indirekt fest, welche Themen von Gesellschaft und Politik als wichtig gesehen werden. Über Femizide liest man deutlich weniger als über z.B. Straftaten, die von migrantisch gelesenen Menschen verübt werden. Das verschiebt den gesellschaftlichen und politischen Diskurs weg von „Gewalt gegen Frauen” hin zu „Gewalt von Migranten”. Gewalt gegen Frauen ist ein gesellschaftliches tabuisiertes Problem und die geringe Aufmerksamkeit der Medien trägt entscheidend dazu bei, dass es so bleibt – entweder durch unterlassene Berichte oder durch die verharmlosenden Bezeichnungen wie „Familiendrama”.

Das Gewalthilfegesetz ist ein langsamer Schritt voran

Durch das Gewalthilfegesetz, das Anfang 2025 verabschiedet wurde, gilt erstmals ein Rechtsanspruch auf Schutz und Beratung für von Gewalt betroffene Frauen und Kinder. Dieser tritt allerdings erst ab 2032 (!) in KrAuf dem Bild sind Frauen, eingerollt in gelb und orangenes Plastik zu sehen. Auf dem Plastik steht: Your Body belongs to youaft. Dennoch ist das Gesetz ein historischer Schritt, um geschlechtsspezifische Gewalt wirksam zu bekämpfen und Opfer zu unterstützen. Ein zentrales Ziel ist, die aktuelle Unterversorgung im Hilfesystem mit dem Ausbau von Frauenhäusern zu beheben. Aktuell finden 14.000 Betroffene keinen Platz in Frauenhäusern. Der Bund will die Länder mit 2,6 Milliarden Euro bis 2036 unterstützen, um den nötigen Strukturausbau zu erreichen. Initiativen und Vereine wie Frauenhauskoordinierung e.V. begrüßen das Gewalthilfegesetz, fordern jedoch eine schnellere Umsetzung.

Was ist zu tun?

Um strukturell etwas zu ändern, müssen Medien aber auch die Politik Femizide und Gewalt gegen Frauen sichtbarer machen und das Tabu brechen. Der Begriff Femizid macht klar, dass es keine Einzelfälle sind, sondern, dass es sich um eine strukturelle Gewalt gegenüber Frauen handelt. Daher ist es wichtig, Femizide auch als solche zu benennen.

Um sie zu verhindern, muss präventiv gehandelt werden, insbesondere durch Bildungsangebote, die Männer frühzeitig für geschlechtsspezifische Gewalt sensibilisieren. Neben dem Ausbau von Hilfsstrukturen braucht es gezielte Bildungsmaßnahmen in Schulen, Arbeitsplätzen und der Gesellschaft. Patriarchale Denkmuster müssen hinterfrag werden und Männer müssen neue Rollenverständnisse entwickeln.

Und natürlich müssen Frauen von der Gesellschaft und dem Staat unterstützt und geschützt werden. Dazu gehört, endlich ausreichend Frauenhäuser zu bauen und zu betreiben.

Und die Scham muss die Seite wechseln – die Täter müssen sich schämen. Denn die Verantwortung für Gewalt gegen Frauen liegt bei den Tätern, also Männern. Die Verantwortung, die Gewalt zu verhindern, liegt auch bei den Männern. Und diese müsse die Verantwortung ernst nehmen. Sie müssen aufhören, wegzuschauen, zu schweigen – und natürlich aufhören zu töten! Sie müssen ihre Söhne erziehen, und auf Freunde und Väter entsprechend einwirken.

Frauen, die Gewalt erleben, können sich an das Hilfetelefon unter 116 016 wenden

Rechts sind horizontale Streifen in den Farben pink, rot, orange, gelb, grün, türkis, blau und violett (ursprüngliche Regenbogenflagge). Links zeigt ein Chevron mit Streifen in schwarz und braun (für BIPOC), hellblau, pink und weiß (für trans Menschen). Ganz links ist ein gelbes Dreieck mit einem lila Kreis (Intersex-Symbol).“

Zwei Geschlechter? Die Wissenschaft widerspricht

„Die zwei Geschlechter sind eine biologische Tatsache“. So heißt es im Wahlprogramm der – vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuften – AfD zur Bundestagswahl 2025 auf Seite 150. Warum das kompletter Unsinn ist und welchen Faktor das soziale Geschlecht spielt, erfahren Sie hier. 

Das biologische Geschlecht

Chromosomen und Geschlechtsorgane bestimmen das biologische Geschlecht. Die Kombination von X- und Y-Chromosom bedeutet männlich, zwei X -Chromosomen bedeuten weiblich. Das klingt auf den ersten Blick klar, aber laut Spezialisten hat jede*r Tausendste eine Form von DSD. Diese Abkürzung steht für den englischen Fachbegriff disorders of sex development (Störung der Geschlechtsentwicklung). Von einer DSD spricht die Wissenschaft, wenn sich z.B. bei einem Mann auch Zellen mit X-Chromosomen im Körper befinden. Als DSD gilt auch, wenn z.B. die Chromosomen weiblich, aber die Geschlechtsorgane männlich sind. In solchen Fällen haben oft die Eltern die schwierige Entscheidung zu treffen, ob sie ihr Kind als Sohn oder Tochter aufziehen. Durch neue Techniken wird deutlich, dass fast jede*r Zellen im Körper hat, die genetisch ein anderes Geschlecht aufweisen. Dadurch gibt es laut John Achermann, Professor für das Hormonsystem von Kindern am University College London, eine „wesentlich größere Vielfalt der Geschlechter als nur das der Männer und Frauen; und es gibt sicherlich Betroffene, die sich in unserem binären System nicht ausreichend definiert sehen“. Jahrelange Fortschritte in der Forschung zeigen also: Das Geschlecht ist nicht eindeutig und auchnicht immer sofort in männlich oder weiblich zu kategorisieren – und das nur biologisch.„Illustration eines gelben Lebkuchenmenschen (‘The Genderbread Person’), der verschiedene Aspekte von Geschlecht und Sexualität darstellt: Ein buntes Gehirn steht für ‘Identity’ (Geschlechtsidentität), ein rotes Herz für ‘Attraction’ (Anziehung), ein transgender Symbol im Genitalbereich für ‘Sex’ (biologisches Geschlecht) und eine Linie entlang des Körpers für ‘Expression’ (geschlechtlicher Ausdruck). Oben steht der Titel ‘The Genderbread Person

Gender – das gesellschaftliche Geschlecht

Neben dem biologischen Geschlecht gibt es auch das Geschlecht, mit dem sich Menschen identifizieren. Meistens ist es ihr biologisches Geschlecht (sofern eindeutig). Allerdings gibt es auch Menschen, die eine andere Geschlechtsidentität haben als ihr biologisches Geschlecht. Es gibt eine große Brandbreite an Geschlechtsidentitäten, die über das binäre, also weiblich/männlich, Geschlecht hinausgehen. Dies umfasst z.B. intersexuelle-, genderfluide- oder asexuelle Menschen. Eine zentrale Rolle spielen hierbei typische Geschlechterrollen. Das sind Eigenschaften und gesellschaftliche Normen, die den Geschlechtern zugeschrieben werden. Oft wird Frauen die traditionelle Rolle zugeschrieben, zuhause auf die Kinder aufzupassen und den Haushalt zu machen, während Männer Geld verdienen sollen, um die Familie zu ernähren. Auch Bereiche wie Kleidung, Jobs etc. sind von typischen Geschlechterrollen geprägt. Z.B. tragen Frauen Röcke, Männer Krawatten. Frauen arbeiten in sozialen Berufen, Männer in handwerklichen Berufen. Viele Menschen sind immer noch dem gesellschaftlichen Druck ausgesetzt, die Normen ihrer biologischen Geschlechter zu erfüllen, auch wenn sie sich gar nicht mit ihrem bei der Geburt zugewiesenem Geschlecht identifizieren. Auch hier zeigt sich, dass hinter dem Wort Geschlecht viel mehr steckt als „männlich” oder „weiblich”.

Geschlechter vor dem Gesetz

Person steht mit weißen Sneakers und dunkler Hose auf einem Asphaltboden, der in bunten Regenbogenfarben (rot, orange, gelb, grün, hellblau, blau, lila) bemalt ist. Das Bild ist aus der Perspektive nach unten aufgenommen.

Vor dem Gesetz sind Frau und Mann gleich. Das sogenannte Gleichberechtigungsgesetz wurde 1957 verabschiedet und gibt dem Staat die Aufgabe, für die Gleichbehandlung der Geschlechter Sorge zu tragen. Dieses Gesetz schließt allerdings nur das männliche und weibliche Geschlecht ein. 1980 trat das Transsexuellengesetz in Kraft. Es ermöglichte Menschen nach einem Sachverständigengutachten und einem gerichtlichen Antrag, ihr Geschlecht und ihren Vornamen ändern zu lassen. Das Gesetz wurde am 1. November 2024 durch das Selbstbestimmungsgesetz ersetzt. Seither können trans* und intergeschlechtliche sowie non-binäre Menschen einfacher ihren Geschlechtseintrag – nicht nur in männlich oder weiblich, sondern auch in divers – und ihren Vornamen ändern.

Fazit

Nicht nur die AfD, sondern auch Rechtskonservative greifen immer wieder das Recht auf Selbstbestimmung an. Sie bestehen darauf, dass es nur zwei Geschlechter gebe. Das soziale Geschlecht wird dabei ebenso ignoriert wie die wissenschaftlichen Erkenntnisse, dass auch das biologische Geschlecht nicht eindeutig ist. Wenn Menschen im „falschen Körper“ geboren werden oder sich gar nicht mit Geschlechtern identifizieren, sollte es selbstverständlich sein, sie zu respektieren. Dazu gehört auch, ihnen so würdevoll und unkompliziert wie möglich eine Änderung des Geschlechts und des Vornamens zu bieten. Minderheitenschutz, Toleranz, Respekt und Vielfalt sind der Grundstein für ein friedliches, freiheitliches und demokratisches Zusammenleben.

„Blick von oben auf mehrere Plattenbau-Wohnhäuser in Berlin-Marzahn. Im Vordergrund stehen bunt gestaltete Hochhäuser mit Fassadendekorationen in Gelb, Blau und Rot, dahinter weitere große Wohnblocks. Viele Bäume und Grünflächen lockern das Stadtbild auf, im Hintergrund Felder und Wälder.

Migrant*innen sind an den hohen Mieten schuld? Falsch!

Immer wieder hört man vom rechten Rand des Bundestags und der Gesellschaft, dass geflüchtete Menschen an dem knappen Wohnraum und dem schlechten Angebot an Sozialwohnungen und hohen Mieten verantwortlich seien. Warum das kompletter Unsinn ist und wer wirklich verantwortlich ist, erfahren Sie hier. 

Rechtspopulist*innen stellen einen vermeintlichen Zusammenhang zwischen dem Anstieg der Zahl geflüchteter Menschen und dem Mangel an Sozialwohnungen her. Ist der Anstieg der Anzahl an Geflüchteten größer als der Ausbau von Sozialwohnungen wird fälschlicherweise daraus  geschlossen, dass alle Sozialwohnungen von Geflüchteten belegt seien. In diesem Kontext hört man besonders oft die rassistischen Floskeln „Flüchtlinge suchen Wohlstand, keinen Schutz” „Wirtschaftsflüchtlinge” oder „die Sozialwohnungen werden für Ausländer gebaut”.

Diese populistische Propaganda lässt sich schnell entkräften, wenn man sich den Bau von Sozialwohnungen der vergangenen Jahre anschaut.

Seit 2006 ist die Anzahl von Sozialwohnungen um etwa die Hälfte zurückgegangen. Die Nachfrage bleibt aber weiter hoch – oder ist sogar gestiegen.  Das zentrale Problem ist, dass viel zu wenig sozialer Wohnbau stattfindet und in Ballungsräumen die Mieten immer weiter steigen. Die steigenden Mieten führen auch dazu, dass immer mehr Menschen auf Sozialwohnungen angewiesen sind, von denen wiederum weniger zur Verfügung stehen.

Die Rechtspopulist*innen ignorieren, dass geflüchtete Menschen keine Wahl bei der Wohnungssuche haben. Sie haben in Deutschland hohe bürokratische Hürden zu überwinden, die sich von Bundesland zu Bundesland unterscheiden. Oft werden sie in eine Wohnunterkunft oder Gemeinschaftsunterkunft vermittelt. Wenn sie sich auf eine Sozialwohnung bewerben dürfen, werden sie beim Zuweisungsprozess anderen Bewerber*innen nicht bevorzugt. Denn Herkunft spielt dabei keine Rolle. Sozialwohnungen werden strikt nach Bedürftigkeit zugewiesen. Kriterien sind Einkommen, Familienstand oder besondere Notlagen.

Fazit

Es zeigt sich also, dass die Politik und nicht Geflüchtete das Problem ist. Für das niedrige Angebot an Sozialwohnungen ist der massive Rückgang an sozialem Wohnungsbau verantwortlich. Geflüchtete Menschen sind Teil unserer Gesellschaft.  Diese Menschen nur aufgrund ihrer Herkunft zu Sündenböcken zu machen und falsche Behauptungen aufzustellen, sie seien für die Versäumnisse der Politik verantwortlich, ist nicht akzeptabel. Die Politik ist auf allen Ebenen gefordert, endlich ihre Versprechen wahrzumachen und ausreichend Wohnraum zu bauen.

Wir alle müssen Gesicht zeigen gegen den Trend, einzelne Gruppen für komplexe politische und gesellschaftliche Probleme verantwortlich zu machen und als Menschen zweiter Klasse zu behandeln.

Auf dem weißen Hintergrund steht: Achtung: Rechtsextreme Codes im Internet. Auf dem Biuld ist einmal der „alles ok" Emoji, der 100 Emoji und der Zahlencode 88 zu sehen.

Ein Milchglas-Emoji ist immer harmlos? Falsch!

In den sozialen Medien sieht man immer öfter in den Kommentaren seltsam zusammengewürfelte Emojis und Zahlen. Dahinter können sich eine ganze Reihe an rechtsextremen Botschaften verbergen – sogenannte Dog Whistles.


Dog Whistles werden Botschaften genannt, die nur eine bestimmte Gruppe an Menschen verstehen. Ähnlich wie Hunde, aber nicht Menschen, die Ultraschall-Hundepfeife hören.  

Wichtig ist es auf jeden Fall, den Kontext zu beachten. Wird etwa unter einem Kochvideo ein Milch-Emoji🥛 gepostet, ist es im Zweifelsfall harmlos. Unter einem politischen Video bedeutet 🥛 aber wahrscheinlich die rechtsextreme Botschaft, dass Weiße anderen Menschen überlegen sein sollen.  

💯 Die doppelt unterstrichene Hundert, die normalerweise für volle Zustimmung genutzt wird, steht bei Rechtsextremen für „rein weiße Abstammung”.  

👌 Auch das „alles in Ordnung”-Emoji wird als rechtsextremes Symbol missbraucht. Das Zeichen nennt sich „White Power” und soll die angebliche Überlegenheit der „weißen Rasse” symbolisieren.  

Auch viele andere Dog Whistles sind auf den ersten Blick nicht als solche zu erkennen wie z.B. der Kiwi-Emoji.  

🥝 Damit wird Transfeindlichkeit ausgedrückt, da auf die zwei Geschlechter von Kiwis verwiesen wird.   

🫸☪  Eine Hand, die etwas von sich wegschiebt und dazu religiöse Symbole oder die LGBTQ-Flagge zeigt, drückt Ablehnung aus.  

🙋‍♂️ Das harmlos wirkende winkende Emoji wird von Rechtsextremen als Hitlergruß missbraucht.    

⚡⚡ Normalerweise wird das Blitz-Emoji als Ausdruck für Energie, Kraft, etwas Aufregendes und Intensives verwendet. Von Rechtsextremen wird der Emoji als Code für die doppelte Sieg-Rune der SS verwendet, die in Deutschland verboten ist.   

🧛🏻‍♂️ Der Vampir als „Blutsauger” wird von Rechtsextremen als antisemitischer Stereotyp verwendet.  

❌ Das rote Kreuz wird als Alternative für das Hakenkreuz verwendet.  

🖊 Der Kugelschreiber kann ein Code für die unter Strafe stehende Holocaustleugnung sein. Hierbei bezieht sich der Kugelschreiber auf die Verschwörungstheorie, die Tagebücher von Anne Frank seien gefälscht worden.  

🐑 Das Schaf-Emoji wird verwendet, um „Andersdenkende” herabzuwürdigen und auf Menschen zu verweisen, die Politik und Medien nicht vollumfänglich misstrauen und nicht an Verschwörungstheorien glauben.  

🐒🐷🐀 andere Tier-Emojis werden oft rassistisch, abwertend und/oder entmenschlichend verwendet.   

🚪 Die Holztür wird von Rechtsextremen genutzt, um den Holocaust, – also den millionenfachen Mord an Jüdinnen und Juden – zu leugnen. Dabei stützen sie sich auf die Verschwörungserzählung, dass Gaskammern Holztüren gehabt hätten. Da Holz nicht dicht sei, sei eine Vergasung nicht möglich gewesen. Das stimmt so nicht. Tatsächlich gab es versiegelte Holztüren an Gaskammern.

271k ist ein Code zur Holocaustleugnung. Es gibt die Verschwörungstheorie, es seien 271.000 Jüdinnen und Juden ermordet worden, und nicht sechs Millionen.   

14 oder 1488 steht für das aus den USA stammende rassistische Glaubensbekenntnis „Fourteen Words” – „We must secure the existence of our people and a future for white children.” („Wir müssen die Existenz unseres Volkes und eine Zukunft für weiße Kinder sichern.“)  

Mit Zahlen werden oft Buchstaben im Alphabet codiert. Dabei beziehen sich die Ziffern auf den ersten Buchstaben eines Wortes. So ist bei 18 mit der 1 das A gemeint, denn das A ist der erste Buchstabe im Alphabet. Die 8 steht für das H, den 8. Buchstabe im Alphabet. Daraus setzt sich der Name Adolf Hitler zusammen.   

88 steht für den verbotenen Gruß „Heil Hitler” (oft auch durch Emojis ausgedrückt🎱🎱)  

28 ist eine Anspielung auf das rechtsextreme Netzwerk Blood and Honour.    

444 steht für die rassistische Parole „Deutschland den Deutschen”.  

1919 dient als Code für die Waffen SS. (Das S ist der 19. Buchstabe im Alphabet.)  

1161 ist ein Neonazi-Code und steht für „Anti-antifaschistische-Aktion“  

Auch Daten werden von Rechtsextremen als Codes genutzt.  

13/02 Der Bombenangriff der Alliierten auf Dresden am 13.02.1945 wird von Rechtsextremen zu Propagandazwecken missbraucht.  

20/04 Am 20.04. war der Geburtstag von Adolf Hitler, ein Anlass für Neonazi-Demonstrationen. Achtung, Kontext beachten: Der 20.04. (4/20) kann auch ein Synonym für den Konsum von Marihuana sein. 

Rechtsextreme versuchen so, ihre menschenfeindlichen Botschaften von vielen unbemerkt zu verbreiten. Das beste Mittel dagegen: weitersagen! Und auf den eigenen Kanälen entsprechende Kommentare verbergen und die Autor*innen melden. 

Rechte Schläger im Sportoutfit – Das steckt hinter den „Active Clubs“

Auf dem schwarz-weiß Bild ist ein Mann zusehen, der seine Faust in die Kamera streckt und bedrolich auftritt

Es klingt erstmal völlig harmlos: Ein paar Leute treffen sich zum Training, pushen sich gegenseitig, feiern Fitness, Disziplin und Gemeinschaft. Doch bei den sogenannten „Active Clubs“ geht es nicht einfach um Sport. Dahinter steckt eine gefährliche rechtsextreme Strategie – getarnt in Sportkleidung.

Die Bewegung stammt ursprünglich aus den USA. Der Neonazi Robert Rundo, Gründer der „Rise Above Movement“, hatte eine klare Idee: junge Männer durch Kampfsport zu radikalisieren und sie auf einen angeblich bevorstehenden „Rassenkrieg“ vorzubereiten. 

Inzwischen ist das Konzept auch in Deutschland angekommen. Das Bundesamt für Verfassungsschutz beobachtet, dass das Netzwerk der sogenannten Active Clubs in Deutschland seit Mai 2024 stetig wächst. Inzwischen existieren mindestens 21 lokale Gruppen, die sich unter einer zentralen Struktur, der Hauptgruppe „Active Club Germania“, formiert haben. 

Laut CeMAS (Center für Monitoring, Analyse und Strategie) wurden bis Juni 2024 ein zentraler deutscher Telegram-Kanal sowie 11 regionale Gruppen auf Telegram und TikTok identifiziert – Tendenz steigend. 

Die zentrale Gruppe „Active Club Germania“ lässt sich zudem mit dem bekannten Neonazi Patrick Schröder in Verbindung bringen. In der rechtsextremen Zeitschrift „N.S. Heute“ veröffentlichte er einen Artikel, in dem er die Ziele, Strukturen und das Mobilisierungspotenzial der Bewegung detailliert darstellt.  

Sport als Einstieg – Radikalisierung als Ziel 

Der Trick: Der Einstieg läuft über etwas scheinbar Positives – gemeinsames Training, körperliche Fitness, Zusammenhalt. Besonders für junge Männer in ländlichen Gegenden, wo es oft wenige Freizeitangebote oder Perspektiven gibt, wirkt das verlockend.
Sie täuschen vor, eine lokale Gruppierung zur Freizeitgestaltung  zu sein. Die Idee ist, parteiferne Jugendliche, also Menschen, die bisher mit Parteiarbeit nichts zu tun haben wollen, an eine rechtsextreme Partei heranzuführen.   

Die Teilnehmer finden Anerkennung, ein Team, ein Ziel. Nach und nach schleichen sich rechtsextreme Parolen, Verschwörungserzählungen und Gewaltfantasien in die Gespräche ein. 

In Podcasts und Interviews aus den Kreisen der Bewegung ist immer wieder die Rede davon, dass die „weiße Rasse“ geschützt werden müsse – vor Migration, vor kulturellem Verfall, vor der sogenannten „Woke-Diktatur“. Dabei inszenieren sie sich selbst als Opfer: entrechtet, unterdrückt, angeblich zum Schweigen gebracht. 

Organisiert, vernetzt, gewaltbereit 

Das Besondere – und Gefährliche – an den „Active Clubs“: Sie sind dezentral aufgebaut. Kein Verein, keine Mitgliedsanträge, keine offiziellen Strukturen. Sie treffen sich privat, tauschen sich über Telegram und Instagram aus, posten harmlos wirkende Trainingsvideos und Memes. Doch hinter dieser Fassade laufen politische Schulungen, internationale Vernetzung und ideologische Einflussnahme. 

Ein Beispiel: Im Juni 2024 trafen sich rund 300 Neonazis zu einem geheimen Kampfsport-Turnier in Frankreich. Mit dabei: Kämpfer von der in Deutschland verbotenen Gruppierung „Blood & Honour“, sowie von der rechtsextremen Partei „III. Weg“ – und eben auch von den „Active Clubs“. Viele trugen offen NS-Symbole. So sieht die neue rechte Kampfgemeinschaft aus: organisiert, vernetzt, gewaltbereit. 

Knapp ein Jahr später rief der Telegram-Kanal von „Active Club Germania“ am 1. Mai 2025 zur Teilnahme an einer rechtsextremen Demonstration in Gera auf. Aufgerufen hatten unter anderem auch die rechtsextreme Partei „Die Heimat“ (ehemals NPD), die „Freien Sachsen“ sowie weitere extrem rechte Gruppen. Anhand selbstverbreiteter Propagandamittel lässt sich also eine Nähe zu rechtsextremen Parteien feststellen.  Solche Aktionen zeigen deutlich: Die Szene vernetzt sich zunehmend mit rechtsextremen Parteien und Organisationen – und tritt gemeinsam, lautstark und sichtbar im öffentlichen Raum auf. 

Ziel: Netzwerk kampferprobter Männer  

Am Ende verfolgen die „Active Clubs“ ein klares Ziel:  Ein europaweites Netzwerk von kampferprobten, rechtsextremen Männern aufzubauen. Die Grenze zwischen Training und ideologisch motivierter Gewalt verschwimmt bewusst – und das mit voller Absicht. 

Diese Entwicklung zeigt sich auch in den aktuellen Zahlen der Sicherheitsbehörden:
2024 erreichte die politisch motivierte Kriminalität mit über 84.000 Fällen einen neuen Höchststand – und rechtsextreme Straftaten machten mit knapp 43.000 Fällen den größten Anteil aus. Das entspricht einem Anstieg von 48 % gegenüber dem Vorjahr.

Text: Marco Varnas, aus dem Gesicht Zeigen! Projekt United! – Gemeinsam gegen Rechtsextremismus

Den Holocaust zu leugnen, ist eine Meinung? Falsch!

Holocaustleugner*innen versuchen oft ihre antisemitischen Behauptungen unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit zu verbreiten. Was es für Verschwörungserzählungen gibt und warum es sich nicht um eine Meinung, sondern um eine Straftat handelt, erfahren Sie hier. 

Das Weltbild der Holocaustleugner*innen

Im Weltbild von Holocaustleugner*innen spielen Antisemitismus und Nationalismus eine zentrale Rolle. Sie behaupten oft, dass einflussreiche Jüdinnen und Juden die Shoa erfunden hätten, um Reparationszahlungen zu erpressen. Auch wird behauptet, der Holocaust sei erfunden worden, um den Staat Israel zu gründen und weiter in Nahost zu expandieren. Damit wird der Staat Israel delegitimiert, der Holocaust-Überlebenden und allen Jüdinnen und Juden bis heute Schutz bietet. Die Dokumente, die den Mord an sechs Millionen Jüdinnen und Juden belegen, werden als gefälscht abgetan oder geleugnet. Holocaustleugner*innen wollen die deutsche Geschichte umdeuten und die Verbrechen der Nationalsozialist*innen relativieren, wenn nicht sogar in heroische Taten uminterpretieren. 

Ursprung von Holocaustleugnung ist oft der „Leuchter-Report” des US-Ingenieurs Fred A. Leuchter. Dieser führte methodisch unsichere Messungen des Blausäure-Gehalts an den Wandüberresten der Gaskammern in Auschwitz durch. Dann stellte er die These auf: Es habe keine Vergasungen in Auschwitz gegeben und leugnet damit die schrecklichen Gräueltaten des NS-Regimes in dem Vernichtungslager, in dem mehr als eine Million Menschen ermordet wurden. Ein ehemaliger Widerstandskämpfer, der im KZ-Buchenwald inhaftiert war, behauptet in seiner Schrift „Die Lüge des Odysseus”, dass Typhusepidemien die häufigste Todesursache der Häftlinge gewesen seien. Beide Verschwörungstheorien wurden schnell widerlegt und massiv kritisiert. Sie leugnen den wissenschaftlichen Forschungsstand und die historischen Fakten.  

Den Holocaust zu leugnen, ist keine Meinung, sondern eine Straftat, die in Deutschland mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft werden kann. Übrigens in vielen anderen Staaten auch. Die Leugnung verhöhnt die Opfer und ist ein Akt verbaler und psychischer Gewalt. Sie ist auch ein bedrohliches Signal an heute lebende Jüdinnen und Juden.  

Lassen Sie nicht zu, dass die systematische Ermordung von Millionen Menschen in Vergessenheit gerät oder sogar geleugnet wird. Wenn Ihnen Holocaustleugnung begegnet, können Sie widersprechen und sie anzeigen. Nie wieder ist jetzt! 

 

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