#HASS IM NETZ: Der schleichende Angriff auf unsere Demokratie

Wir erleben ihn jeden Tag: Hass im Netz. Gefühlt wird er immer mehr und führt dazu, dass viele Menschen online lieber schweigen. Einige wenige geben den Ton an. Doch wie sieht die Situation tatsächlich aus? Was sagen die Zahlen?

Gemeinsam mit der Amadeo Antonio Stiftung, Campact, das Nettz und dem No Hate Speech Movement haben wir eine Studie in Auftrag gegeben: Vergangenen April und Mai wurden bundesweit über 7000 Menschen im Alter zwischen 18 und 95 befragt. Welche Erfahrungen haben sie mit Hate Speech gemacht und wie wirken sich diese Erfahrungen aus?

„Mit Hate Speech ist vor allem vorurteilsgeleitete, abwertende Sprache gemeint“

Die Ergebnisse dieser bisher umfassendsten Studie zu Hate Speech in Deutschland hat das Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ) nun ausgewertet und in einem kompakten Forschungsbericht zusammengefasst.

Ein paar Einblicke:

Durchschnittlich jede*r Zwölfte war bereits direkt von Hassrede im Internet betroffen und ganze 40 Prozent der Befragten haben Hate Speech im Internet bisher wahrgenommen. Manche Gruppen trifft es besonders stark. Dazu gehören vor allem jüngere Menschen und Menschen aus Einwandererfamilien. Ein paar Zahlen: Unter den Befragten im Alter zwischen 18 und 24 Jahren haben bereits 73 Prozent online Hate Speech beobachtet. Befragte mit Migrationshintergrund sahen häufiger (48 Prozent) Hasskommentare im Netz als Befragte ohne Migrationshintergrund (38 Prozent).

Hate Speech hat Folgen

Sowohl auf der persönlichen Ebene als auch in Bezug auf Debattenkultur und Demokratie bleibt Hate Speech nicht ohne Folgen. Zwei Drittel der direkt von Hasskommentaren im Netz Betroffenen berichten von verschiedenen negativen Auswirkungen dieser Erfahrungen. Dazu gehören emotionaler Stress (33 Prozent), Angst und Unruhe (27 Prozent) sowie Depressionen (19 Prozent) und Probleme mit dem Selbstbild (24 Prozent). Junge Menschen sind auch hier wieder deutlich stärker betroffen und weibliche Teilnehmende berichten häufiger von negativen Auswirkungen als männliche.

Für Demokratie und Debattenkultur ist das Ergebnis ebenfalls erschreckend: Hassrede führt dazu, dass sich über die Hälfte der Befragten aufgrund (drohender) Hasskommentare mit ihrer politischen Meinung im Netz zurückhält. 72 Prozent der Befragten sorgen sich, dass durch Aggression im Internet auch die Gewalt im Alltag zunimmt.

Was tun?

Eine Mehrheit der Befragten sieht die Verantwortung bei den deutschen Institutionen, mehr gegen den Hass im Netz zu unternehmen. Besonders die Bundesregierung steht in der Kritik: Fast zwei Drittel finden, dass sich diese nicht ausreichend engagiert. Die Forderung, bestehende Gesetze gegen Beleidigung, Hassrede und Verleumdung auch online konsequent durchzusetzen, findet breite Zustimmung.

Weiterlesen:

Der Bericht ist auf der Seite des IDZ als PDF kostenlos abrufbar. Für den schnellen Überblick, steht eine Executive Summary zum Download bereit.