Rechte Schläger im Sportoutfit

Rechtsextreme Parolen, Verschwörungserzählungen und Gewaltfantasien
Auf dem schwarz-weiß Bild ist ein Mann zusehen, der seine Faust in die Kamera streckt und bedrolich auftritt

Das steckt hinter den „Active Clubs“  

Es klingt erstmal völlig harmlos: Ein paar Leute treffen sich zum Training, pushen sich gegenseitig, feiern Fitness, Disziplin und Gemeinschaft. Doch bei den sogenannten „Active Clubs“ geht es nicht einfach um Sport. Dahinter steckt eine gefährliche rechtsextreme Strategie – getarnt in Sportkleidung. 

Die Bewegung stammt ursprünglich aus den USA. Der Neonazi Robert Rundo, Gründer der „Rise Above Movement“, hatte eine klare Idee: junge Männer durch Kampfsport zu radikalisieren und sie auf einen angeblich bevorstehenden „Rassenkrieg“ vorzubereiten. 

Inzwischen ist das Konzept auch in Deutschland angekommen. Das Bundesamt für Verfassungsschutz beobachtet, dass das Netzwerk der sogenannten Active Clubs in Deutschland seit Mai 2024 stetig wächst. Inzwischen existieren mindestens 21 lokale Gruppen, die sich unter einer zentralen Struktur, der Hauptgruppe „Active Club Germania“, formiert haben. 

Laut CeMAS (Center für Monitoring, Analyse und Strategie) wurden bis Juni 2024 ein zentraler deutscher Telegram-Kanal sowie 11 regionale Gruppen auf Telegram und TikTok identifiziert – Tendenz steigend. 

Die zentrale Gruppe „Active Club Germania“ lässt sich zudem mit dem bekannten Neonazi Patrick Schröder in Verbindung bringen. In der rechtsextremen Zeitschrift „N.S. Heute“ veröffentlichte er einen Artikel, in dem er die Ziele, Strukturen und das Mobilisierungspotenzial der Bewegung detailliert darstellt.  

Sport als Einstieg – Radikalisierung als Ziel 

Der Trick: Der Einstieg läuft über etwas scheinbar Positives – gemeinsames Training, körperliche Fitness, Zusammenhalt. Besonders für junge Männer in ländlichen Gegenden, wo es oft wenige Freizeitangebote oder Perspektiven gibt, wirkt das verlockend.
Sie täuschen vor, eine lokale Gruppierung zur Freizeitgestaltung  zu sein. Die Idee ist, parteiferne Jugendliche, also Menschen, die bisher mit Parteiarbeit nichts zu tun haben wollen, an eine rechtsextreme Partei heranzuführen.   

Die Teilnehmer finden Anerkennung, ein Team, ein Ziel. Nach und nach schleichen sich rechtsextreme Parolen, Verschwörungserzählungen und Gewaltfantasien in die Gespräche ein. 

In Podcasts und Interviews aus den Kreisen der Bewegung ist immer wieder die Rede davon, dass die „weiße Rasse“ geschützt werden müsse – vor Migration, vor kulturellem Verfall, vor der sogenannten „Woke-Diktatur“. Dabei inszenieren sie sich selbst als Opfer: entrechtet, unterdrückt, angeblich zum Schweigen gebracht. 

Organisiert, vernetzt, gewaltbereit 

Das Besondere – und Gefährliche – an den „Active Clubs“: Sie sind dezentral aufgebaut. Kein Verein, keine Mitgliedsanträge, keine offiziellen Strukturen. Sie treffen sich privat, tauschen sich über Telegram und Instagram aus, posten harmlos wirkende Trainingsvideos und Memes. Doch hinter dieser Fassade laufen politische Schulungen, internationale Vernetzung und ideologische Einflussnahme. 

Ein Beispiel: Im Juni 2024 trafen sich rund 300 Neonazis zu einem geheimen Kampfsport-Turnier in Frankreich. Mit dabei: Kämpfer von der in Deutschland verbotenen Gruppierung „Blood & Honour“, sowie von der rechtsextremen Partei „III. Weg“ – und eben auch von den „Active Clubs“. Viele trugen offen NS-Symbole. So sieht die neue rechte Kampfgemeinschaft aus: organisiert, vernetzt, gewaltbereit. 

Knapp ein Jahr später rief der Telegram-Kanal von „Active Club Germania“ am 1. Mai 2025 zur Teilnahme an einer rechtsextremen Demonstration in Gera auf. Aufgerufen hatten unter anderem auch die rechtsextreme Partei „Die Heimat“ (ehemals NPD), die „Freien Sachsen“ sowie weitere extrem rechte Gruppen. Anhand selbstverbreiteter Propagandamittel lässt sich also eine Nähe zu rechtsextremen Parteien feststellen.  Solche Aktionen zeigen deutlich: Die Szene vernetzt sich zunehmend mit rechtsextremen Parteien und Organisationen – und tritt gemeinsam, lautstark und sichtbar im öffentlichen Raum auf. 

Ziel: Netzwerk kampferprobter Männer  

Am Ende verfolgen die „Active Clubs“ ein klares Ziel:  Ein europaweites Netzwerk von kampferprobten, rechtsextremen Männern aufzubauen. Die Grenze zwischen Training und ideologisch motivierter Gewalt verschwimmt bewusst – und das mit voller Absicht. 

Diese Entwicklung zeigt sich auch in den aktuellen Zahlen der Sicherheitsbehörden:
2024 erreichte die politisch motivierte Kriminalität mit über 84.000 Fällen einen neuen Höchststand – und rechtsextreme Straftaten machten mit knapp 43.000 Fällen den größten Anteil aus. Das entspricht einem Anstieg von 48 % gegenüber dem Vorjahr.

 

Text: Marco Varnas, aus dem Gesicht Zeigen! Projekt United! – Gemeinsam gegen Rechtsextremismus

 

  • Telegram-Gruppen:
    „ACTIVE CLUB GERMANIA“
    „ACTIVE CLUB FRANCE“ 
  • Instagram Seite:
    „ACTIVE CLUB NORDRHEIN”