Fragen zu Dresden und zum Mord im Landgericht

Ein Kommentar des 1. Vorsitzenden von Gesicht Zeigen!, Uwe-Karsten Heye


Als in der U-Bahn in München ein Rentner fast zu Tode geprügelt wird, gibt es nur ein Thema: Ausländerkriminalität. Die Täter waren jugendliche Einwanderer. In Hessen hat der CDU-Kandidat, der alte und neue Ministerpräsident Koch, endlich sein Wahlkampfthema. Die Boulevard-Presse schäumt. CDU und CSU fordern schärfere Gesetze, Jugendkriminalität hat allein Migrationshintergrund. Die abscheuliche Tat war nur noch Instrument für eine ausländerfeindliche Kampagne. Sie zahlt sich nicht aus, wie man weiß.

Ich erinnere daran, weil sich in Dresden etwas ereignet hat, was uns alle nachdenklich machen muss. Im Landgerichtsgebäude sticht ein Deutscher mit pathologischem Ausländerhass auf eine Frau ein. Er war vor einiger Zeit verurteilt worden, weil er die Ägypterin rassistisch beschimpft und beleidigt hat. Der Fall sollte in der Berufung erneut verhandelt werden. Dies ist für ihn Anlass, die Mutter zweier Kinder unvermittelt zu attackieren. 18 Mal sticht er im Gerichtssaal mit einem Messer auf sein Opfer ein. Als sich der Ehemann schützend vor seine Frau stellt, schießt ihn ein Wachmann nieder. Das Opfer seiner Schießkunst war für ihn der einzig denkbare Täter. Es war der Falsche wie man weiß.

Alles eine Chiffre für alltäglichen Rassismus? Ein Einzeltäter? Oder konnte sich das Virus Fremdenfeindlichkeit bereits bis in die Mitte der Gesellschaft verbreiten? Hat sich die Bundesregierung in Ägypten entschuldigt, weil wir nicht einmal das Gastrecht garantieren können? Nein! Ein deutscher Täter macht den Unterschied. Kein Terrorangriff irgendwo in der Welt reicht, auch nur im Ansatz eine entschuldigende Begründung für diese Mordtat zu liefern. Scham ist die einzig mögliche Empfindung. Auch dafür, dass der kleine Sohn das furchtbare Geschehen mit ansehen musste. Politik, Medien und wir alle haben Grund, über unser Land nachzudenken.