Erinnern heißt Verantwortung!    

Solidarität mit bedrohtem KZ-Gedenkstättenleiter
Auf der Grafik steht: "Der Gesicht Zeigen! Blog!"

Von Sophia Oppermann

Es wirkt wie ein Menetekel kurz vor den Landtagswahlen in Thüringen. Jens-Christian Wagner, der Direktor der KZ-Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, warnt vor der in Thüringen vom Verfassungsschutz als erwiesen rechtsextremistisch eingestuften AfD – und wird massiv bedroht. Sein Bild wurde auf eine Todesmarsch-Stele geklebt, die an die Opfer der Todesmärsche aus den Lagern des KZ-Komplexes erinnert. Zudem wurde in einer Mail von einer „Weimarer Montagsspaziergängerin” angedroht, er werde noch eine Strafe für sein Handeln erhalten. 

Diese Bedrohungen sind eine weitere Eskalation der Angriffe Rechtsextremer auf die Erinnerungskultur. Seit längerem verzeichnen KZ-Gedenkstätten in vielen Bundesländern Bedrohungen von Mitarbeitenden und rechtsextreme Vorfälle in den Gedenkstätten. Die Verfechter*innen der Gedenkkultur sollen mundtot gemacht werden.  Nicht nur der AfD-Faschist Björn Höcke, der in Thüringen Ministerpräsident werden will, fordert eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“. Das dürfen und werden wir nicht zulassen. 

Jens-Christian Wagner bezieht immer wieder Stellung gegen Rechtsextremismus und Geschichtsrevisionismus. Vor Kurzem hatte er in einem Brief an 350.000 Wähler*innen dazu aufgerufen, in Thüringen am 1. September „demokratische Parteien“ zu wählen. Die Thüringer AfD versuche, „die Schrecken des Nationalsozialismus kleinzureden“. Höcke wolle zudem die nationalsozialistische Sprache wieder salonfähig machen.  

Wagner begründete seine Aktion damit, dass die AfD die Erinnerungsarbeit an den Gedenkstätten als „Schuldkult“ diskreditiere, Vertreter*innen der Partei NS-Verbrechen kleinreden oder relativieren. Er hatte auch die Sorge geäußert, dass eine erstarkte AfD die Gedenkstättenarbeit erheblich behindern könnte, etwa indem sie Mittel streiche.  

Was heißt das für uns? 

Wir müssen uns zuallererst solidarisch an die Seite von Jens-Christian Wagner stellen! Und wir müssen die Erinnerung an die NS-Verbrechen der Deutschen als Grundfeste unserer heutigen Demokratie wehrhaft verteidigen. Und damit unser Versprechen des Nie Wieder mit Inhalt und Leben füllen.

Wir versuchen dies täglich – unter anderem, wenn wir mit Jugendlichen in unserem Lernort 7xjung – Dein Trainingsplatz für Zusammenhalt und Respekt über den Beginn der NS-Zeit und die schleichende Entwicklung von Ausgrenzungen und Diskriminierungen sprechen – und was diese Erfahrung und Erinnerung mit uns heute zu tun hat. Können wir es heute besser machen? Sind wir mutiger, klüger, solidarischer? Zu wem halten wir, wenn es drauf ankommt? Die gute Nachricht: die Jugendlichen haben fast immer warmherzige und empathische Antworten. Das macht mir Hoffnung. 

Lassen wir uns also nicht einschüchtern. Jede*r von uns kann ein Stein in der Brandmauer gegen die Angriffe auf Menschen und auf die Erinnerung sein! Bleiben wir wachsam, aktiv und beieinander. #Niewiederistjetzt 

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