Den „Aufstand der Anständigen“ riefen Politiker und Intellektuelle im vergangenen Jahr aus, als die Untaten rechtsextremer Gewalttäter viele Bürger hierzulande zunehmend aufschreckten. Künftig wollte man nicht mehr schweigend hinnehmen, dass Ausländer und Minderheiten totgeschlagen oder Synagogen und Friedhöfe geschändet werden. Doch wer Rechtsextremismus bekämpfen und verhindern will, dass sich das Netz der Rechten weiter verdichtet, braucht einen langen Atem.
Denn dass Rassismus, Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit in Deutschland weiter auf dem Vormarsch sind, zeigt ganz aktuell die Neonazi-Demonstration in Leipzig vom vergangenen Wochenende. Auch gibt es noch immer Politiker, die negieren, dass es in ihren Kommunen gewaltbereite Rechtsextremisten gibt. Noch immer werden rassistische Gewalttaten als Auseinandersetzung zwischen Jugendlichen heruntergespielt. Und noch immer nehmen Polizei und Justiz das Problem des Rechtsextremismus nicht ernst genug. Umso wichtiger ist es deshalb, dass der Widerstand, der sich bereits formiert hat, nicht nachlässt. Ausländerfeindlichkeit ist eine Herausforderung für die ganze Gesellschaft. Und deshalb halte ich das Engagement der Cuisinier du Coeur mit ihrer Aktion „Kochen für ein weltoffenes Deutschland“ für ausgesprochen beispielhaft. Die Aktion beweist, dass Zivilcourage viele verschiedene Facetten haben kann. Der offene Protest gegen rechte Gewalt muss nicht nur auf der Straße stattfinden. Hier stellen 60 Meisterköche ihre Kochkünste in den Dienst einer guten Sache, indem sie bundesweit ein Zeichen für mehr Weltoffenheit und Toleranz setzen. Zudem unterstützen sie damit den Verein Gesicht Zeigen!, der die Erlöse der Aktion wiederum lokalen Initiativen zukommen lässt, die im Kampf gegen Rechtsextremismus aktiv sind.
Die Gastronomie in Deutschland lebt von kulinarischer Vielfalt. Ohne die verschiedenen kulturellen Einflüsse wäre sie für keinen von uns denkbar. Dass die Cuisinier du Coeur mit ihrer Aktion der Fremdenfeindlichkeit in Deutschland eine entschiedene Absage erteilen, ist ein wichtiger Beitrag zum Erhalt dieser Vielfalt. Und davon profitieren am Ende nicht nur die Feinschmecker unter uns.