Rechte Gewalt wird zum Flächenbrand.

Ein Kommentar von Sophia Oppermann und Rebecca Weis, Geschäftsführerinnen von Gesicht Zeigen!

Foto: Stephan Röhl

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Was haben Tröglitz, Freital und Meißen gemeinsam? Richtig. In allen drei Städten wehren sich Einwohner gegen geplante Unterkünfte für Flüchtlinge. Ob mit Feuer, Transparenten oder lautstarken Rufen – jedes Mittel scheint ihnen dafür recht zu sein. In Zeiten von „Quizduell“ und „Wer wird Millionär“ könnte die Frage nach der Gemeinsamkeit deutscher Städte bald ihren Einzug in die Rateshows halten. Genauso wie die Angst vor Zugezogenen längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist.

Nun haben auch noch neue Zahlen diesen Trend bestätigt: Laut Bundesverfassungsschutz ist die Zahl der rechtsextremistischen Gewalttaten in 2014 um 24 Prozent im Vergleich zum Jahr 2008 gestiegen. Und das Land Brandenburg korrigierte und verdoppelte seine Zahl der seit 1990 durch rechtsextreme Gewalt umgebrachten Menschen von 9 auf 18.

Jetzt, und das lieben ja die Deutschen, stehen wir vor einer neuen Statistik. Und damit allerdings vor einem noch größeren Desaster. Die Politik verschließt ihre Augen vor einem Problem. Sie lässt es garen wie einen Braten im Ofen, der immer schwärzer und schwärzer wird und am Ende so verkrustet ist, dass man ihn nicht mehr lösen kann.

Vor kurzem wurde in Berlin ein serbisches Ehepaar mit ihrer elfjährigen Tochter überfallen. Die Täter kamen aus der Kneipe, raubten der Familie ihr Handy und das bisschen Geld, was sie bei sich trugen. Sie beschimpften sie mit fremdenfeindlichen Parolen. Noch wird der Fall nicht als rassistischer Übergriff bewertet. Und genau daran schließt sich die Frage an: Wo liegen die Anfänge? Deutschland schwimmt im Moment im trüben Gewässer, in dem selbst Nichtschwimmer nicht untergehen. Diese Grauzone muss verlassen werden. Denn aus dem Feuer eines Asylbewerberheims in einer Stadt ist längst ein Flächenbrand im ganzen Land geworden.